Im neuen Film Hot Milk reist Sofia (Emma Mackey), eine sinnliche, aber zögerliche Frau Mitte zwanzig, mit ihrer kränkelnden Mutter Rose (Fiona Shaw) in einen spanischen Küstenort, auf der Suche nach einer experimentellen Heilung für Roses mysteriöse – möglicherweise eingebildete – Krankheit. Doch das sonnenverwöhnte Resort bietet Sofia auch die Gelegenheit, ihre eigenen Begierden zu erkunden, als sie Ingrid (Vicky Krieps) trifft, eine freigeistige deutsche Touristin, deren unbeschwerter Lebensstil in krassem Gegensatz zu Roses strenger Kontrolle steht. Während Sofia – die eine frappierende Ähnlichkeit mit der jungen Jane Birkin aufweist – die sinnliche Freiheit fernab ihrer Mutter genießt, nimmt die zunächst als Geschichte sexuellen Erwachens beginnende Handlung eine dunklere Wendung. Versteckte Ressentiments und ein verzweifeltes Bedürfnis nach Unabhängigkeit stürzen Sofia in einen Machtkampf mit Rose.

Basierend auf Deborah Levys Roman von 2016 (ihr Buch Swimming Home aus dem Jahr 2011 erkundet ebenfalls Themen wie Begierde und Familie in einer Urlaubskulisse), vereint Hot Milk sonnendurchflutete Landschaften mit düsterer Erotik und fügt sich damit in die filmische Tradition des sogenannten „Summer Noir“ ein. Anders als der klassische Film Noir mit seinen schattigen urbanen Settings, gedeiht der Summer Noir in greller, drückender Hitze – wo zu viel Sonne und müßiger Zeitvertreib einen gefährlichen moralischen Verfall begünstigen.

Die europäische Filmkunst hat dieses Thema lange erkundet, von Jean Renoirs Satiren bis zu Jacques Tatis Kritik an der Touristenkultur. Doch der Summer Noir erlebte seine Blütezeit in der Post-1960er-Ära, in der sonnengegerbte Haut und brodelnder Nihilismus die sich verschiebenden moralischen Grenzen widerspiegelten.

Anlässlich der Veröffentlichung von Hot Milk wirft Vogue einen Blick zurück auf einige der prägendsten Filme des Genres – von Alain Delons langsamen moralischen Verfall an der französischen Riviera bis zu Mimsy Farmers heroingetriebenen Eskapaden auf Ibiza. Diese Geschichten beweisen, dass selbst im hellen Tageslicht die Dunkelheit lauert – und der Reiz des sommerlichen Exzesses irreversible Folgen haben kann.

### Sunrise: A Song of Two Humans (1927)
Obwohl nicht streng genommen ein Summer Noir, legt F.W. Murnaus stummes Meisterwerk den Grundstein für Geschichten über saisonale Versuchungen. Der einleitende Titel setzt den Ton: „Denn wo immer die Sonne aufgeht und untergeht – im Chaos der Stadt oder auf dem stillen Land – das Leben ist weitgehend dasselbe: manchmal bitter, manchmal süß.“

Die Geschichte folgt einer Stadtfrau, die ihren Sommer auf dem Land verbringt und einen unruhigen, verheirateten Bauern verführt. Am See überredet sie ihn, seine Frau zu ertränken, seinen Hof zu verkaufen und mit ihr in die Stadt zu fliehen. Das Wasser wird, wie in vielen Summer Noirs, zu einem Ort moralischer Ambivalenz und lauernder Gefahr. Der Bauer führt den Plan beinahe aus, doch die Reue übermannt ihn. Stattdessen finden er und seine Frau während eines Tages in der Stadt zueinander – nur um auf der Rückfahrt in einen Sturm zu geraten, der beinahe ihr Leben fordert. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit seiner Geliebten wird der Bauer bei Sonnenaufgang mit seiner Frau wiedervereint, ihre Bindung erneuert.

Fast ein Jahrhundert später bleibt Sunrise ein visuelles Gedicht – weniger ein konventioneller Film als eine eindringliche Meditation über Begierde, Verrat und Erlösung.

Title:

Während die Schwarz-Weiß-Bilder und dramatischen Schatten den klassischen Stil des Expressionismus und Film Noir widerspiegeln, schafft Murnaus Fokus auf wechselnde Landschaften – von Stadt zu Land, von Hof zu Küste zu See – und seine Aufmerksamkeit für natürliche Elemente (der Wechsel von Tag und Nacht, dichter Nebel, plötzliche Stürme und Szenen, die im Sonnenlicht enden) eine atmosphärische Tiefe, die den Summer Noirs Betonung auf Wetter und Licht vorwegnimmt. Obwohl der märchenhafte Ton und das Happy End die zunächst als sommerlicher Mordplan angelegte Handlung in eine humanistische Fabel verwandeln, mildert dies Murnaus düstere Warnung vor den Gefahren müßiger Fantasien und exotischer Versuchungen nicht ab – besonders jener, die die Träume eines Reisenden mit der Realität verwechseln.

Purple Noon (1960)

Der erste echte Summer Noir-Klassiker ist René Cléments Adaption von Patricia Highsmiths The Talented Mr. Ripley, in dem ein junger Amerikaner nach Italien reist, einen wohlhabenden Lebemann ermordet und dessen Identität annimmt, während er dessen Frau verführt. Der Film spielt im fiktiven Mongibello (inspiriert von der Amalfiküste) und bricht mit den Noir-Konventionen, indem er sich in hellem, farbenfrohem Tageslicht entfaltet – ein starker Kontrast zu den üblichen Schatten des Genres. Wie der französische Titel Plein Soleil („Volle Sonne“) andeutet, gedeiht das Böse ebenso gut im gleißenden Licht wie in der Dunkelheit.

Der Film weicht auch in der Darstellung seines Protagonisten von den Noir-Konventionen ab: Alain Delons Ripley, ein gutaussehender, fast engelhafter Killer, ersetzt die üblichen abgehärteten Antihelden. Es ist Delons beklemmende und doch magnetische Performance, die Purple Noon zu einem verführerischen und unheilvollen Sommer-Meisterwerk macht.

More (1969)

In den späten 1960er Jahren hatte sich die westliche Gegenkultur vom Idealismus zu Gewalt und Exzess gewandelt, als ihre früheren Utopie-Versprechen zerfielen. Filme spiegelten diese Desillusionierung wider und schickten ihre bohèmehaften Charaktere in selbstzerstörerische Eskapaden. In Barbet Schroeders More fliehen der deutsche Student Stefan (Klaus Grünberg) und seine Geliebte Estelle (Mimsy Farmer) nach Ibiza, wo sie frei leben – sonnenbadend, Drogen nehmend und bedenkenlos liebend. Doch ihr Idyll zerbricht, als sie auf Doctor Wolf treffen, einen heroindealierenden Ex-Nazi, der sich auf der Insel versteckt. Nachdem Estelle süchtig wird und ihn bestiehlt, nimmt Wolf sie gefangen. Allein und selbst abhängig, überdosiert Stefan und wird im Paradies begraben.

More fängt die Schönheit und den Verfall des Bohème-Lebens ein und zeigt, wie jugendlicher Exzess selbst in einem sonnenverwöhnten Paradies ins Verderben führen kann.

La Piscine (1969)

Als Gegenstück zu More ist Jacques Derays La Piscine ein langsam brennender Thriller über Begierde, Eifersucht und Gewalt an der französischen Riviera. Der gemächliche Rhythmus und die sonnendurchtränkten Bilder des Films werden durch seine herausragende Besetzung verstärkt – Alain Delon, Romy Schneider und Jane Birkin in einer ihrer frühen Rollen.

Delon spielt Jean-Paul, einen narzisstischen Herumtreiber, dessen brodelnde Unsicherheit ausbricht, als sein alter Freund Harry (Maurice Ronet) auftaucht und offen mit Jean-Pauls Freundin Marianne (Schneider) flirtet. Von Eifersucht verzehrt, ertränkt Jean-Paul Harry in dem Pool, der bis dahin das ruhige Zentrum des Films gewesen war. Noch beunruhigender ist Mariannes und Birkins... (Text bricht ab)

Hier ist eine natürlichere und flüssigere Überarbeitung Ihres Textes, die die ursprüngliche Bedeutung bewahrt:

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La Piscine (1969)
Sogar die Tochter des Opfers, Penelope, scheint gleichgültig gegenüber dem Mord. Die Last des Reichtums ist so erdrückend wie ein schwüler Sommertag am Pool. La Piscine taucht dunkel und verführerisch in Lust, Eifersucht und Gier ein und beweist, dass nichts verlockender ist als der Luxus, sich nicht zu kümmern.

Last Summer (1969)
Frank Perry Jrs. Last Summer ist ein stilles Relikt des späten Amerika der 1960er Jahre, auch wenn sein Ton europäisch anmutet. Perry, bekannt für Gegenkultur-Perlen wie David and Lisa und The Swimmer, schuf einen Film, der vor allem für seine schockierende Vergewaltigungsszene in Erinnerung geblieben ist, die ihm ein X-Rating einbrachte. Der Film folgt drei wohlhabenden Teenagern (darunter eine junge Barbara Hershey) auf Fire Island, deren Handlung in einem Akt sexueller Gewalt gipfelt, nachdem sie einen naiven Außenseiter treffen. Wie La Piscine fängt er eine gemeinsame Wahnsinnsstimmung ein, in der das Paradies das Schlechteste in den Menschen hervorbringt. Über 50 Jahre später spiegelt Last Summer immer noch die dunkle Wende der Gegenkultur wider – vom unbeschwerten Beach Boys-Idealismus zur Manson-Familien-Brutalität.

Hotel Fear (1978)
Der obskurste Film dieser Liste, Hotel Fear (Pensione Paura im Original), ist ein Paradebeispiel für die Exploitation-Arthouse-Filme, in denen Italien in den späten 70ern brillierte. Eine Mischung aus Giallo, Coming-of-Age-Drama und Kriegskammerspiel folgt einem heruntergekommenen Seehotel, das von der Witwe Marta und ihrer Teenager-Tochter Rosa betrieben wird. Während Mussolinis Regime zerfällt, verwandeln die Gäste – faulenzend, trinkend und Rosa (gespielt von B-Movie-Star Leonora Fani) missbrauchend – den Ort in eine Höhle der Verderbtheit. Als Marta mysteriös stirbt, bleibt Rosa zurück, um die Schrecken allein zu ertragen.

Hotel Fear ist brutal anzusehen, Rosas Leiden grenzt an Sadismus. Doch seine Darstellung des Hotels als korrupter, liminaler Raum legt nahe, dass alle Reisefantasien auf der Ausbeutung anderer beruhen – ihres Landes, ihrer Arbeit und ihrer Körper. Jeder Gast ist ein Eindringling; jeder Gastgeber ein Diener. Wenige Filme seit Psycho haben das dunkle Unterholz der Hotelbranche so schonungslos offengelegt.

White Mischief (1987)
Basierend auf James Fox’ True-Crime-Roman erkundet White Mischief den ungelösten Mord unter Kenias „Happy Valley“-Set – britische Aristokraten, die die Kolonie als ihren gesetzlosen Spielplatz behandelten. Die Geschichte folgt dem alternden Sir Henry „Jock“ Broughton und seiner jungen Frau Diana, deren Affäre mit dem charmanten Earl of Erroll in einem Mord endet, nachdem dieser Broughton öffentlich demütigt. Obwohl verhaftet, aber freigesprochen, hinterlässt Broughton das Rätsel ungelöst und enthüllt so den moralischen Verfall unter der glamourösen Exil-Elite.

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Diese Version bewahrt den Kern Ihres Originaltextes, macht ihn aber flüssiger und packender. Lassen Sie mich wissen, falls Sie weitere Verfeinerungen wünschen!

Der anschließende Prozess wird zu einem der größten Skandale des Jahrhunderts.

White Mischief gehört zu einer Nische des Summer Noir, in der weiße Kolonialisten romantische – oder manchmal voyeuristische – Fantasien unter der gleißenden Sonne der Dritten Welt oder tropischer Landschaften ausleben. Filme wie Cecilia (1982), Heat and Dust (1983), The Lover (1992) und Wide Sargasso Sea (1993) verknüpfen oft Sinnlichkeit und Begierde mit der Begegnung des weißen Körpers mit sonnendurchfluteter Umgebung. Die Hitze und Feuchtigkeit scheinen urtümliche Gelüste zu wecken und den Sommer zu einem unentrinnbaren Traum zu machen. Wie eine koloniale Figur in White Mischief beim Sonnenaufgang stöhnt: „Oh Gott, nicht noch ein verdammt schöner Tag.“

### Bully (2001)
Larry Clarks Filme haben stets die dunkle Seite des Teenagerlebens enthüllt und die rücksichtslosen Rituale der Jugend bloßgelegt. Von seinem Fotobuch Tulsa aus den 1960ern bis zu seinen Filmen der 90er wie Kids und Ken Park hat Clark erforscht, wie amerikanische Teenager aus verschiedenen Schichten auf Langeweile und Ziellosigkeit reagieren. Bully erzählt die wahre Geschichte von Vorstadt-Teenagern in Florida, die während der Sommerferien einen aus ihrer Gruppe ermorden und dies damit rechtfertigen, dass das Opfer ein Tyrann und Vergewaltiger gewesen sei. Beunruhigend ist, wie ihre Gewalt mit typischen Sommeraktivitäten einhergeht – Spritztouren im Cabrio, Mitsingen im Radio, Videospiele, Clubbesuche und Sex auf der Rückbank.

Roger Ebert bemerkte, dass der wahre Horror des Films nicht in der Rache liege, sondern darin, wie eine Gruppe Taten begehen kann, die kein Einzelner allein vollbrächte – ein erschreckender Blick in ihre moralische Leere. Noch verstörender ist, dass sich diese Dunkelheit in einer sonnigen, mittelständischen Welt abspielt, die oft als idyllisch gilt.

### Young & Beautiful (2013)
Der französische Regisseur François Ozon, ein Meister des Arthouse-Erotikfilms, lässt sich von Filmemachern wie Jacques Deray und Éric Rohmer inspirieren, um Geschichten junger Frauen zu erzählen, die in pastellfarbenen Sommern erwachsen werden. Doch Young & Beautiful konzentriert sich auf das, was nach dem Sommer kommt. Die siebzehnjährige Isabelle (Marine Vacth) verliert ihre Jungfräulichkeit an einen älteren deutschen Jungen im Urlaub, doch die Erfahrung ist enttäuschend und peinlich. Nach dem Sommer kehrt sie desillusioniert nach Paris zurück und driftet in die Teilzeitprostitution ab. Als einer ihrer Freier während des Sex stirbt, fliegt ihr Doppelleben auf und zerstört ihre Familie.

Der Film balanciert auf der Grenze zwischen Coming-of-Age-Geschichte und Teenager-Exploitation, mit genug Nacktheit, um prüde Interessen zu bedienen. Doch Ozons sensibler Umgang mit der Zeit – der Wechsel von Sommer zu Herbst, Unschuld zu Erfahrung – verleiht der Geschichte eine gespenstische Ahnung von verlorener Jugend.

### Stranger by the Lake (2013)
Alain Guiraudies sonnendurchtränkter Thriller spielt an einem abgelegenen Cruising-Spot, wo Begierde und Gefahr verschmelzen. Als Franck einen Mord beobachtet, aber aus Besessenheit mit dem Mörder schweigt, wird der Film zu einer angespannten Meditation über Lust, Risiko und die berauschende Anziehung des Sommers. Die glitzernde Oberfläche des Sees verbirgt dunkle Geheimnisse und macht ihn zum perfekten Schauplatz für einen Noir, in dem Leidenschaft und Gefahr verschwimmen.

Stranger by the Lake schöpft seine dunkle Inspiration nicht aus der Faszination der Nouvelle Vague für junge Frauen, sondern aus der queeren Bildsprache von Kenneth Anger, Jean Genet und Rainer Werner F