Die Geschichte von Isabella Blow – der äußerst originellen und völlig exzentrischen, blaublütigen Modejournalistin – verkörpert perfekt, was es bedeutet, eine Modelegende zu sein. In London geboren, zog Blow Ende der 1970er Jahre nach Amerika und begann ihre Karriere bei **Vogue**, zunächst als Assistentin von Anna Wintour und später unter André Leon Talley. Mit ihrem exzentrischen Kleidungsstil, unkonventionellen Freunden (wie dem Künstler Jean-Michel Basquiat) und skurrilen Gewohnheiten – etwa ihrem Schreibtisch mit Perrier-Wasser und Chanel No. 5 zu reinigen – hinterließ sie schnell ihre Spuren bei allen um sie herum.
1986 kehrte sie nach Großbritannien zurück und übernahm bedeutende Rollen bei **Tatler**, **British Vogue** und **The Sunday Times**, wo ihre Mode-Strecken nicht nur Grenzen verschoben, sondern sie regelrecht sprengten. Blow zeigte ihren Lesern Mode durch ihre eigene, einzigartige Linse – eine Mischung aus Hochglanz und avantgardistischem Flair, ihr Markenzeichen.
Doch ihr Einfluss ging weit über die Mode hinaus: Blow hatte ein unglaubliches Gespür dafür, bahnbrechende Talente zu entdecken, noch bevor die Designer oder Models selbst ihr Potenzial erkannten. Sie förderte und unterstützte aufstrebende Stars und stellte sie wichtigen Persönlichkeiten der Branche vor. Zu ihren Entdeckungen gehörten die Designer Alexander McQueen, Philip Treacy und Jeremy Scott sowie die Models Stella Tennant und Sophie Dahl – all jene, die sie auch nach ihrem Erfolg weiter begleitete.
Nach ihrem Tod im Jahr 2007 wurde ihr Leben in dem Buch **Blow by Blow** (2010) von ihrem Ehemann Detmar Blow und Tom Sykes festgehalten. Ihre ikonische Garderobe wurde später in der gefeierten Ausstellung **Fashion Galore!** im Londoner Somerset House präsentiert, und sie tauchte in mehreren McQueen-Dokumentationen auf. Nun, fast zwei Jahrzehnte später, wird sie zur Hauptfigur eines kommenden Biopics, **The Queen of Fashion**, mit Andrea Riseborough in der Hauptrolle.
**„Isabella war in jeder Hinsicht eine einzigartige Persönlichkeit“**, erzählt Treacy **Vogue** über den Film, der seiner verstorbenen Mentorin und Freundin gewidmet ist. **„Sie verdient all das und noch mehr.“**
Am Set in Cardiff, Wales, ist die Stimmung elektrisierend – Kamerateams huschen umher, Assistenten koordinieren sich per Funk, und Kleiderbügel sausen vorbei. In einer Lagerhalle, die zum Filmset umfunktioniert wurde, erklärt Regisseur Alex Marx, wie das Projekt entstand.
**„Das hat ein Jahrzehnt gedauert“**, sagt Marx. **„Ich erfuhr erstmals von Isabella beim Toronto Film Festival, nachdem ich eine Dokumentation über Janis Joplin gesehen hatte. Ein Freund erwähnte sie in einem Gespräch über psychische Gesundheit, und nach meiner Recherche wusste ich: Darüber muss ich einen Film machen.“**
Nach der Zustimmung von Blows engstem Kreis stellte Marx ein Team zusammen, sicherte die Finanzierung und setzte das Projekt um. Die heutigen Dreharbeiten zeigen einen entscheidenden Moment der Modegeschichte: Alexander McQueens Frühjahr-1994-Show **Nihilism** – erst seine dritte Kollektion, die seine berüchtigten Bumster-Hosen einführte und sein revolutionäres Werk erahnen ließ.
Der Tag ist zweigeteilt: Zuerst wird die chaotische Backstage-Atmosphäre eingefangen, dann die Laufsteg-Show selbst. Backstage drängen sich Kleiderständer, schminküberladene Schminktische und verstreute Zigaretten. An der Wand hängt eine Model-Liste neben einem Schild mit der Aufschrift: **„Nicht in der Nähe der Kollektion rauchen. Auch du nicht, Issie! x“** – jedes Detail sorgfältig arrangiert, um die Vorshow-Stimmung nachzuempfinden.
Als die Szene beginnt, eilen Models umher, lassen sich letzte Retuschen an ihren dünnen Augenbrauen und unordentlichen Dutt-Frisuren verpassen, mit einigen widerspenstigen Haarsträhnen. McQueen, gespielt von **Peaky Blinders**’ Joe Cole, steht im Mittelpunkt des Geschehens, ein kariertes Hemd mit Nadeln und Fäden daran tragend. Er bewegt sich wie ein Wirbelwind, ruft seine Models zusammen.
Hinter ihm steht die gelassene, beobachtende Isabella Blow (Andrea Riseborough), eine Zigarette in der Hand. Sie trägt eine taillierte schwarze Jacke, einen weißen, voluminösen Rock mit schwarzen Pailletten und einen Philip-Treacy-Hut, verziert mit schwarzen Drähten und weißen Kugeln – ihr markanter roter Lippenstift komplettiert das Outfit. (Im echten Leben trug Blow denselben Hut, als sie David Beckham traf, der sie lobte. Ihre legendäre Antwort: **„Danke – alles Gute kommt mit einem Loch.“**)
Blows Kostüme originalgetreu nachzubilden, war für den Film essenziell. Nach ihrem Tod sollte ihre Garderobe bei Christie’s versteigert werden, doch ihre Freundin Daphne Guinness kaufte die gesamte Kollektion privat. Guinness hat sie seitdem bewahrt und großzügig Stücke für den Film ausgeliehen, die etwa 80 % von Riseboroughs Kleidung ausmachen. Ein Highlight – Modefans, aufgepasst – ist ein pinkfarbener, taillierter Mantel mit Stacheldraht-Print und Futter aus echtem Menschenhaar, inspiriert von Jack the Ripper, aus McQueens Abschlusskollektion.
**„Neben Daphnes Kollektion haben Designer wie Philip Treacy, Manolo Blahnik, Jeremy Scott und das Nachwuchstalent Karina Bond entweder Originalteile, die Isabella trug, zur Verfügung gestellt, ähnliche Stücke geschickt oder Schlüssel-Outfits nachgebildet“**, sagt die Kostümbildnerin des Films, Sian Evans.
Später füllt sich die Lagerhalle mit Schauspielern, Statisten und Blows realen Familienmitgliedern und Freunden. In der ersten Reihe sitzen Darsteller von **Vogue**’s Hamish Bowles, McQueens Schwester Janet, seiner Mutter Joyce und Blows Ehemann Detmar. In ihrer Nähe sitzen der echte Detmar, Blows Schwägerin Selina, ihr Neffe Augustus und ihre Nichte Violet sowie ihre ehemalige Assistentin Mary Fellowes. Hinter ihnen posieren Statisten als Journalisten, Fotografen und Modestudenten.
Mit dem Klapp der Klappe beginnt die Szene. Riseborough als Blow tritt hinter einem Vorhang hervor, schreitet die erste Reihe entlang und nimmt Platz. Dann betreten die Models den Laufsteg, gekleidet in die für den Film nachgestellten Outfits – ein rostfleckiges Zellophan-Kleid, ein durchnässtes weißes T-Shirt, das die Brust freilegt, und natürlich die berüchtigten Bumster-Hosen mit kurzen Tops, die noch mehr Haut zeigen. Zu dröhnender Musik hinterlässt jedes Outfit das Publikum sprachlos.
Die Show endet mit stehenden Ovationen, angeführt von Blow und McQueens Mutter – ein weiteres Detail, das der Realität entspricht. Der Regisseur ruft **„Cut!“**
Nach dem zwölfstündigen Dreh reflektiert Detmar, was seine verstorbene Frau dazu gesagt hätte. **„Issie hätte das absolut geliebt“**, erzählt er mir. **„Als Alex mich aufsuchte, fühlte ich mich geehrt – so wie Issie es gewesen wäre –, dass er dieses Projekt realisieren wollte. Und dass Issie von einer Oscar-nominierten Schauspielerin verkörpert wird?“** Er lacht herzlich. **„Nun …“** **„Was gibt es da nicht zu lieben?“** Detmar erinnert sich, dass John Galliano kurz nach seinem Einstieg bei Dior 1996 mehrere Treffen im Modehaus abhielt, darunter eines mit den Blows. Bei ihrer Ankunft sagte Blow zu Galliano: **„Ich bin sicher, Sie hatten heute schon viele wie mich zu Besuch.“** Er antwortete: **„Issie, es gibt niemanden wie dich.“**
Das fasst den Geist des Moments perfekt zusammen: Blow – und ihre bemerkenswerte Lebensgeschichte, die in **The Queen of Fashion** zum Leben erweckt wird – ist wahrlich einzigartig.