Als **Project Runway** erstmals ausgestrahlt wurde, entwickelte es sich zu einem globalen Phänomen. Ich weiß das, weil ich selbst einer derjenigen war, die gebannt vor dem Bildschirm saßen – ich schaute jede Folge aus meiner Heimatstadt La Paz in Bolivien. Ich erinnere mich noch an meine Lieblingskandidaten und die Verlockung des Hauptpreises der Show: ein Feature in einer Zeitschrift, eine Modenschau bei der New York Fashion Week und die Chance, der nächste große Designer zu werden – der nächste Michael Kors, der damals als Star-Juror fungierte.
Das war 2004, eine andere Ära. Damals waren die inneren Abläufe der Modebranche noch nicht durch Filme wie **Der Teufel trägt Prada** (2006) oder Serien wie **Ugly Betty** (2006) entmystifiziert worden. Sicher, Tim Blanks und Elsa Klensch hatten ihre TV-Formate, und **House of Style** machte Todd Oldham und Cindy Crawford zu bekannten Gesichtern. Aber was es wirklich brauchte, um in der Mode Fuß zu fassen? Das wurde erst mit **Project Runway** klar.
Noch heute bezeichnen meine Freunde und ich Nina Garcia – heute Chefredakteurin von **Elle** – mit ihrem alten Titel als „Mode-Direktorin des **Elle**-Magazins“, genau wie Heidi Klum sie in jeder Folge vorstellte. Jetzt, da wir in der Modebranche arbeiten, zitieren wir Klums berühmten Satz – „One day you’re in, the next day you’re out“ – und imitieren ihren markanten deutschen Akzent. Wir erinnern uns an Kors‘ beißende Kritiken. Doch so ikonisch **Project Runway** in der Popkultur und im Reality-TV auch ist, sein tatsächlicher Einfluss auf die Mode ist schwerer zu definieren.
Die Show inspirierte eine Generation angehender Designer, nicht indem sie Mode einfach aussehen ließ, sondern indem sie zeigte, wie hart das Geschäft wirklich ist. Doch nach 20 Staffeln und unzähligen internationalen Versionen ist nur ein echter Modestar hervorgegangen: Christian Siriano. Seinem Sieg in Staffel 4 im Jahr 2007 folgten regelmäßige Auftritte bei der New York Fashion Week, Outfits für Stars wie Jennifer Lopez und Ariana Grande sowie eigene Läden in Manhattan und Connecticut. Die meisten anderen Kandidaten der frühen Staffeln verschwanden leider in der Bedeutungslosigkeit.
Fairerweise liegt das nicht allein an der Show. Die Modebranche ist berüchtigt exklusiv – sie rollt nicht für jeden den roten Teppich aus, nicht einmal für Reality-TV-Stars. **Project Runway** steht damit nicht allein da. **American Idol** hat nach 23 Staffeln nur eine Handvoll großer Stars hervorgebracht – Kelly Clarkson (ihren Christian Siriano, wenn man so will) und Jennifer Hudson (die überraschenderweise nicht einmal ihre Staffel gewann). **The Voice**? Wartet immer noch auf seinen ersten Superstar.
Jetzt ist **Project Runway** zurück mit Heidi Klum, die 2023 nach ihrem Ausstieg 2017 zurückkehrte. Die Show versucht, ihre Krone als beste Mode-Wettbewerbsserie zurückzuerobern. (Klums Nachfolgeprojekt **Making the Cut** bei Amazon Prime kam nie richtig in Fahrt, und Netflix’ **Next in Fashion** hatte gemischten Erfolg.) Diesmal hat die Show eine Geheimwaffe: Stylist Law Roach, nun Hauptjuror neben Klum. Nach nur zwei Folgen hat Roach – der Mastermind hinter Zendayas ikonischen Looks – meinen TikTok-Feed übernommen. Er schlüpft in die „Bad Cop“-Rolle, die einst Kors, Zac Posen und Brandon Maxwell innehatten, und liefert messerscharfe Kritiken, die großartiges Fernsehen garantieren.
Ich habe die Premierenfolgen der neuen Staffel am Wochenende gebinged. Es ist so unterhaltsam wie eh und je, doch die große Frage bleibt: Kann die Show in der heutigen Branche – in der Erfolg Fashion Week-Auftritte, Promi-Klienten und Magazine-Cover bedeutet – einen weiteren echten Modestar hervorbringen? Roach könnte helfen, indem er die Show ins Rampenlicht rückt und dem Gewinner Glaubwürdigkeit verleiht – falls er sich entscheidet, ihn zu unterstützen. Die Zeit wird es zeigen. Die Show konzentriert sich auf Styling, und der Preis dieser Staffel beinhaltet Mentoring durch den Council of Fashion Designers of America – aber reicht das, um einen Star zu schaffen?
Vor Jahren, als ich als Designer arbeitete, rief mich ein Casting-Direktor wegen einer Teilnahme an einer kommenden Staffel an. Sie fragten nach meinem Mode-Hintergrund – konnte ich nähen, zeichnen und skizzieren? Habe ich in der Branche gearbeitet? Habe ich eine formale Ausbildung? Aber sie stellten auch Fragen wie: Wie gehe ich mit Konflikten um? Bin ich konfrontativ? Sehe ich mich als extrovertiert?
Solange **Project Runway** Unterhaltung priorisiert, wird Mode immer zweitrangig sein. Das heißt nicht, dass den Designern das Talent fehlt oder ihre Arbeit übersehen werden sollte – es bedeutet nur, dass dies im Kern eine TV-Show ist. Ist es wirklich wichtig, ob sie den nächsten großen Designer hervorbringt? Die Leute schauen immer noch zu, also zieht eure eigenen Schlüsse.