In ihrem Essay The Case Against the Trauma Plot aus dem Jahr 2021 setzt sich die New Yorker-Kritikerin Parul Sehgal mit der Debatte um Hanya Yanagiharas Roman A Little Life auseinander. Sie beschreibt dessen Protagonisten Jude – der unerbittlicher Brutalität ausgesetzt ist – als „eine wandelnde Kreideumrisslinie“ und argumentiert, dass Traumanarrative oft auf der Annahme beruhen: „Zeig die Wunde, und wir werden glauben, dass ein Körper, eine Person, sie getragen hat.“ Aber ist es wirklich so einfach, die Auswirkungen eines Übergriffs oder einer Verletzung zu vermitteln, die das eigene Selbstverständnis grundlegend verändern? Und was bedeutet es, eine Wunde zu „tragen“, wenn das gesellschaftliche Interesse an persönlichem Leid so flüchtig und selektiv sein kann?
In ihrem neuen Buch Trauma Plot: A Life setzt sich die Autorin Jamie Hood mit Sehgals Essay, A Little Life und dem Prozess der Selbstreflexion nach tiefgreifendem Leid auseinander, während sie ihre eigenen Erfahrungen mit mehreren sexualisierten Gewalttaten in einem experimentellen Stil verarbeitet. Indem sie sich als trans Künstlerin, die mit den Folgen von Vergewaltigung umgeht, einen Raum schafft, bietet Hood ein Modell, das zukünftigen Überlebenden helfen könnte, ihre eigenen Erfahrungen selbst zu definieren.
Vogue sprach kürzlich mit Hood über die Unterschiede zwischen dem Schreiben von Trauma Plot und ihrem Debüt How to Be a Good Girl: A Miscellany aus dem Jahr 2020; die Grenzen des „Gerechtigkeits“-Narrativs, das oft mit sexualisierter Gewalt verbunden wird; sowie die emotionale und körperliche Belastung, Traumata für die Kunst noch einmal durchleben zu müssen.
Vogue: Wie unterschied sich der Schreibprozess für Trauma Plot von dem deines neu aufgelegten Debüts How to Be a Good Girl?
Jamie Hood: Sie waren völlig verschieden. Trauma Plot begann eigentlich vor Good Girl – ich habe 2015 und 2016 damit angefangen, ursprünglich als Gedichtsammlung. Good Girl war ein Auftrag von Grieveland und entstand auf seltsame, fast zufällige Weise. Die Pandemie begann genau, als ich anfing, also hatte ich endlos Zeit und mentalen Freiraum, um es schnell zu schreiben. Zuerst dachte ich, Good Girl könnte eine Abzweigung von Trauma Plot sein oder es sogar in meinem Werk ersetzen, aber es wurde etwas ganz anderes – mehr eine Auseinandersetzung mit Weiblichkeit und Begehren, während die Welt in Isolation verharrte.
Die Form von Trauma Plot entwickelte sich ständig weiter, deshalb habe ich zehn Jahre gebraucht, um es fertigzustellen. Während des Prozesses entfernte ich mich von der Poesie, obwohl ich irgendwann gerne wieder dazu zurückkehren möchte. Ein ganzes Buch zu schreiben, war eine neue Herausforderung – der erste Entwurf hatte 102.000 Wörter, den habe ich auf etwa 80.000 gekürzt. Es fühlte sich überwältigend an im Vergleich zu Good Girl, das eine rohe, uneditierte Energie hatte. Jenes Buch war improvisiert, auf eine Weise, wie es Trauma Plot nicht sein konnte; dieses hier verlangte Präzision und dauerte viel länger als erwartet.
Vogue: Warum hast du in Trauma Plot mit multiplen Perspektiven gearbeitet?
Hood: Ein Problem, mit dem ich rang, war, wie Vergewaltigung das Selbstverständnis zerbricht. Es ist eine subjektivierende Erfahrung – man wird aus der eigenen Person gerissen. Für mich fühlte es sich unehrlich an, darüber in einem traditionellen Memoiren-Format in der Ich-Perspektive zu schreiben, weil ich es nicht als durchgehende Erzählung erlebt habe. Ich fühlte mich zersplittert, also brauchte ich einen fragmentierten, experimentellen Ansatz.
Als ich das Buch 2023 verkaufte, war der Plan, zwischen Memoiren, Poesie und Literaturkritik zu wechseln. Aber während des Schreibens veränderte sich die Struktur ständig – ich habe es im Prozess herausgefunden. Zuerst dachte ich, ich würde das ganze Buch in der ersten Person schreiben, aber am Ende entfernte ich alle poetischen Elemente. Ich merkte, dass ich Literaturkritik als Möglichkeit nutzte, mich dem, was mir wirklich passiert war, nicht zu stellen – es nicht zu untersuchen, zu artikulieren und klar auszusprechen. Als ich diese beiden Dinge wegließ, blieb nur die einfache Wahrheit: Ich schrieb ein Memoir.
Letztes Jahr aß ich mit Torrey Peters zu Abend, und sie sagte etwas wie: „Ich habe das Gefühl, du schreibst über Transsein und gleichzeitig überhaupt nicht darüber.“ Es ist lustig, weil ich schon darüber nachgedacht hatte, wie Trans-Memoiren und Memoiren über sexualisierte Gewalt oft einem Muster folgen – es gibt einen Bruch, dann eine Transformation. Aber meine Erfahrung fühlte sich nicht so eindeutig oder wiedererkennbar an. Es gab keinen langen Aufbau zu einer Krise, nach der ich mich neu erfand. Mein Mädchensein fühlte sich für mich immer wahr an, und ich erlebte sexualisierte Gewalt, bevor ich meine eigene Sexualität überhaupt verstand. In gewisser Weise war sexualisierte Gewalt meine Sexualität.
Die typische Struktur einer Vergewaltigungs-Memoir geht so: Ich lebte ein normales Leben, dann zerstörte mich dieses schreckliche Ereignis, ich versank in Dunkelheit und kam schließlich gestärkt daraus hervor. Aber für mich war sexualisierte Gewalt von Anfang an prägend – etwas, das ich schwer ehrlich anerkennen konnte.
Wie hast du auf dich selbst aufgepasst, während du dieses Buch geschrieben hast?
Eines der seltsamsten Dinge bei der Bewerbung dieses Buches ist, wie intellektuell die Leute es angehen wollen – fast alle tun das. Als ich mit Rayne Fisher-Quann sprach, lag ihr Fokus auf dem Körper, das war erfrischend. Aber so viele andere behandeln es bloß als eine Übung im Geschichtenerzählen. Klar, ein Buch zu schreiben ist ein intellektuelles und künstlerisches Unterfangen, aber diese Dinge passierten auch meinem tatsächlichen Körper.
Was die Vorbereitung während des Schreibprozesses angeht – es war nicht einfach. Ich begann eine Therapie, die entscheidend war. Nach fast einem Jahrzehnt ohne Versicherung bekam ich 2022 endlich eine und setzte mich auf Wartelisten für Therapie und OP-Beratungen. Im Oktober 2023, als ich mitten im Schreiben war, kam ich endlich von der Warteliste und begann wöchentliche Sitzungen. Ich glaube nicht, dass ich das Buch ohne ernsthafte Therapie hätte schreiben können.
Im vierten Kapitel des Buches setze ich mich mit diesen Erfahrungen auseinander – sowohl im Text als auch in der Therapie. Beides verband sich. Ich hatte nicht geplant, Therapiesitzungen ins Buch aufzunehmen, aber einige Teile, besonders die Vergewaltigungsszenen, waren kaum auszuhalten. Zuerst war ich unsicher, was ich einbeziehen würde, aber schließlich wusste ich, dass ich die Leser:innen mit der Realität des Geschehenen konfrontieren musste. Ich wollte es weder für sie noch für mich beschönigen.
Das Schreiben dieser Abschnitte war zermürbend. In den intensivsten Phasen verbrachte ich acht bis zehn Stunden täglich im Bett, schrieb und editierte. Wenn es um die schlimmsten Dinge geht, die dir je passiert sind, fordert das körperlich Tribut. Ich fühlte mich wie in einem surren Nebel. Um damit klarzukommen, hielt ich mich an Routinen, die mir seit Jahren halfen, Depressionen und Trauma zu bewältigen – tägliches Yoga etwa hielt mich geerdet. Ich fahre die meiste Zeit Fahrrad und verbringe Zeit mit meinem Hund. Ich sehe dieses Buch auch als eine Art Flaneur-Reise – es geht viel um Spaziergänge, und ich gehe täglich mit meinem Hund Olive spazieren. Diese Routinen halfen mir durch die schwersten Momente.
Hat die Idee von „Gerechtigkeit“ nach sexualisierter Gewalt für dich heute noch Bedeutung, oder überdeckt der Begriff eher die persönlichen Erfahrungen?
Ehrlich gesagt fühlt sich das Konzept von Gerechtigkeit für mich nicht besonders relevant an. Ich weiß nicht, wie Gerechtigkeit nach solch verheerender Gewalt überhaupt aussehen soll. Mein Buch macht klar, dass man nach einer Vergewaltigung trotzdem tiefen Optimismus für die Welt haben, an Wachstum glauben und ein erfülltes Sexualleben führen kann – aber der Verlust, das Gefühl, dass mir etwas für immer genommen wurde, lässt sich nicht ungeschehen machen.
Was bedeutet Gerechtigkeit angesichts dessen? Es fällt schwer, sich das vorzustellen. Ich suche keine Antworten im Gefängnissystem; Menschen einzusperren, damit sie hinter Gittern misshandelt werden, stellt keine imaginäre, unberührte Version von mir wieder her. Restorative Justice ist ein interessanter Ansatz, aber ich bin unsicher, wie das in der Praxis funktioniert.
Ich kann mein altes Leben nicht von meinen Vergewaltigern zurückfordern, aber das Fertigstellen des Buches ließ mich viel besser fühlen – leichter, offener. Trotzdem passt die Vorstellung, dass etwas so Tiefgreifendes einfach geheilt oder ausgelöscht werden könnte, nicht zu meiner Realität. Nicht in dieser Welt.
Dieses Gespräch wurde redigiert und gekürzt.
Trauma Plot
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