Der Begriff **Pentimento** stammt aus dem Italienischen **pentirsi**, was „bereuen“ bedeutet. In der Kunst bezieht er sich auf die schwachen Spuren einer früheren Komposition, die sichtbar bleiben, nachdem ein Künstler einen Teil seines Werkes überarbeitet oder übermalt hat. Picasso hinterließ Andeutungen eines Frauenporträts hinter der zentralen Figur in **Der alte Gitarrist**, und John Singer Sargent korrigierte den Schulterträger in seinem berühmten Porträt **Madame X**, nachdem dessen ursprüngliche Position – das Herabrutschen über den Arm – auf dem Pariser Salon von 1884 für Aufsehen gesorgt hatte.
Für die britische Künstlerin Antonia Showering ist Pentimento jedoch nicht nur eine gelegentliche Korrektur – es ist ein grundlegender Teil ihres Schaffensprozesses. Sie überlagert lockere, traumhafte Darstellungen von Menschen und Orten, teils real, teils imaginär, Schicht für Schicht. Figuren verschwimmen mit Landschaften; klare Linien lösen sich auf. Manchmal übermalt sie die gesamte Leinwand mit Ocker oder Grün und beginnt von Neuem. Diese Spuren früherer Entscheidungen sind keine Fehler – sie sind essenziell, was sie als „Beweis für den Weg, der mich zum fertigen Werk geführt hat“ bezeichnet, wie sie kürzlich in einem Vortrag an der New York Studio School erklärte.
Die geisterhaften Schichten in ihren Werken spiegeln ihre zentralen Themen wider: Zeit und Erinnerung. Die intensivsten Momente des Lebens – Freude, Trauer – verblassen mit der Zeit, verschwinden aber nie ganz, ähnlich wie die Untermalereien in ihrer Kunst.
Die letzten drei Jahre waren für Showering voller solcher Momente: die Geburt ihres Kindes, eine Trennung, der Verlust beider Großmütter und der Umzug von London in das ländliche Somerset. „Es war eine emotional aufgeladene Zeit, in der ich miterlebte, wie sich meine Familie veränderte und jeder im Lebenszyklus voranschritt“, erzählt sie mir, während wir in einem sonnendurchfluteten Raum der Timothy Taylor Gallery in Tribeca sitzen, wo ihre neue Einzelausstellung **In Line** am 8. Mai eröffnet. Diese Ausstellung – ihre erste in den USA, ihre erste als Mutter und ihre bisher persönlichste – zeigt 13 Ölgemälde, die in dieser turbulenten Phase entstanden sind.
In **The Waiting Room (2025)**, das an Alice Neels Werk erinnert, malt Showering eine nackte Frau auf einem Bett, die durch eine Nabelschnur mit einem Baby verbunden ist. Der Blick der Frau ist gesenkt, ihr Bauch noch rund. Das Baby – vielleicht gerade geboren oder ein Symbol für die Verantwortung der Elternschaft – ist in blassem Weiß getaucht. Durch ein Fenster ist in der Ferne eine Gruppe von Figuren zu sehen. „Ich wusste, welche Geschichte ich erzählen wollte“, sagt sie. Das Malen ermöglichte ihr, emotionale Komplexität einzufangen, wie es Worte nie könnten. „Sprache kann trügerisch sein – wir alle interpretieren abstrakte Begriffe wie **Intimität** oder **Sorge** unterschiedlich, basierend auf unseren eigenen Erfahrungen.“
Während **The Waiting Room** von Anfang an eine klare Vision hatte, offenbarten sich andere Werke erst nach und nach. Für **5L (2024)** begann sie damit, Ölfarbe auf eine flach auf dem Boden liegende Leinwand zu gießen. Nach dem Trocknen und Aufrichten nahm das Gemälde unerwartete Wendungen. Vielleicht ging es gar nicht um Elternschaft, wie sie zunächst dachte. Vielleicht war die Form im Vordergrund kein Tisch, sondern ein Bett. „Dann bemerkte ich beim spielerischen Experimentieren dieselbe Figur hier“, sagt sie und deutet auf eine orangefarbene Kugel oben, die eine orangefarbene Figur unten widerspiegelt. „Völlig zufällig – wie eine Energie oder eine entweichende Seele.“ Ihre Großmutter mütterlicherseits, eine wichtige Bezugsperson, die Kunstgeschichte lehrte und alle Ausstellungen Showerings besuchte, war kürzlich verstorben. „Vielleicht war es unbewusst, vielleicht auch nicht. Ölfarbe hat etwas Magisches.“
Und so steht sie nun zwischen zwei Extremen: selbst zur Fürsorgenden zu werden und eine solche zu verlieren. „Wenn man...
Dieser Moment fühlt sich außergewöhnlich an, doch er ist einfach Teil des Lebenszyklus – eines der normalsten Dinge überhaupt.
Eine Installationsansicht von **In Line** zeigt Werke wie **Gentle Hands**, **Master Key** und **The Waiting Room** (von links nach rechts).
Antonia Showering, 1991 in London geboren, führt ihre Liebe zur Kunst auf ihre Kindheit zurück. Das Zeichnen lernte sie von ihrem Großvater, einem Architekten, und studierte später an der City & Guilds of London Art School und der Slade School of Art, wo sie 2018 ihren Master abschloss. Seitdem verlief ihre Karriere steil. Im selben Jahr erhielt sie den New Contemporaries x SPACE Studio Bursary Award und hatte seither Einzelausstellungen in der Londoner Timothy Taylor Gallery (2022) und bei White Cube (2020). Ihre Arbeiten waren auch in Gruppenausstellungen in der Whitechapel Gallery, bei Hauser & Wirth und Kasmin (kuratiert von ihrer Freundin Katy Hessel) zu sehen. Mittlerweile befinden sich ihre Werke in Sammlungen wie dem New Orleans Museum of Art und dem British Museum.
Kürzlich zog Showering von London in die ländliche Idylle Somersets, wo sie aufwuchs. Der Wechsel war produktiv. „Mein Atelier ist so abgelegen, dass man nur das Muhen entlaufener Kühe hört“, erzählt sie – ein krasser Gegensatz zu ihren Jahren in London, wo sie durch die Wände Nachbarn beim Zeitunglesen hören konnte und „jede Ecke wie ein Friedhof der Erinnerungen wirkte“.
Einen Großteil ihrer Kindheit verbrachte sie auch in der Schweizer Heimatstadt ihrer Großmutter, die sie noch oft besucht. Die dramatischen Berglandschaften dort prägten lange ihre Arbeit. „Diese Berge waren immer ein Anker. Das Leben ändert sich, sie bleiben gleich“, reflektiert sie. Bei der Vorbereitung eines Vortrags entdeckte sie alte Skizzenbücher aus ihrem zehnten Lebensjahr wieder, gefüllt mit Zeichnungen von Familie und Beziehungen vor ebendiesen Schweizer Gipfeln.
**In Line** erforscht das Leben in all seiner chaotischen Schönheit. Während die Ausstellung surreale, symbolische Elemente ihrer früheren Werke trägt, dringt Showering hier tiefer ein und fängt die Intensität dieser Lebensphase ein. „Ich habe versucht, die Zeit zu verlangsamen und Momente sowie Gefühle zu verstehen, von denen ich weiß, dass sie universell sind“, sagt sie. Sehnsucht, Trauer, Gelassenheit, Liebe – diese zutiefst menschlichen Emotionen passen zu ihrem psychologisch aufgeladenen Stil. Ihre Kunst wirkt, als versuche man, einen Traum zu beschreiben: lebendige Details verschwimmen unter Schichten und werden undeutlich. Doch vielleicht ist das der Punkt – manches wird klarer, wenn es leicht unscharf ist.
**„Antonia Showering: In Line“** ist vom 8. Mai bis 21. Juni 2025 bei Timothy Taylor in New York City zu sehen.
(Hinweis: Einige Formatierungen und Sonderzeichen des Originaltextes wurden möglicherweise nicht perfekt übertragen, aber die Bedeutung bleibt erhalten.)