„Power Starlet: Scarlett Letters“ von Sally Singer erschien erstmals in der März-Ausgabe 2004 von Vogue. Für weitere ikonische Vogue-Geschichten melden Sie sich für den Nostalgia-Newsletter an.
Scarlett Johansson entspannt im New Yorker Soho House und plaudert über Verwandlungen – genauer gesagt, über ihre eleganten Frisuren für den Roten Teppich. „Ich hatte einen schrecklichen Mullet, als ich Das Mädchen mit dem Perlenohrring drehte“, sagt sie und fährt sich mit der Hand durch ihr gebleichtes, Warhol-eskes Haar. „Es wurde einfach immer schlimmer, bis ich vollständig ‚mulletisiert‘ war. Eine Zeit lang mochte ich es, aber dann wollte ich lange Haare. Einen Mullet auswachsen zu lassen, ist brutal.“
Der holprige Prozess, einen Mullet auswachsen zu lassen – mit seinen Stufen, Stacheln und allem – könnte leicht den chaotischen Übergang von der Jugend zum Erwachsensein symbolisieren. Doch Johanssons Weg war alles andere als chaotisch. Innerhalb nur eines Jahres stieg sie von der Kinderdarstellerin zur ausgewachsenen Star auf, die mit ihren Rollen in Sofia Coppolas Lost in Translation und Peter Webbers Das Mädchen mit dem Perlenohrring sowohl Kritikerlob als auch eine treue Fangemeinde gewann. In beiden Filmen spielt sie ruhige, einsame junge Frauen, die sich selbst entdecken, während ältere Männer mit ihren eigenen Begierden ringen. Johanssons größte Stärke? Ihre Fähigkeit, tiefe Emotionen subtil zu vermitteln. „Sie drückt so viel mit so wenig aus“, bemerkt Coppola.
Außerhalb der Leinwand ist Johansson so bodenständig wie jede andere Neunzehnjährige. Obwohl sie seit ihrem Schulabschluss in fünf Filmen mitgespielt hat (darunter The Perfect Score, A Love Song for Bobby Long und A Good Woman), meistert sie noch immer die Meilensteine des Lebens. Der Umzug von New York nach L.A. bedeutete, Autofahren zu lernen: „Es verändert alles – deine Unabhängigkeit beginnt beim DMV.“ Sie diskutiert auch über Einrichtung mit ihrem dänischen Architektenvater: „Ich liebe Kitsch der 50er; er schwört auf Minimalismus. Aber da es meine Wohnung ist, gewinne ich.“ Und wie jeder junge Erwachsene kämpft sie mit Erwartungen: „Es gibt so viel Druck, sich nach der Schule zu verändern. Das ist eine harte Realität.“
Johanssons mutige Persönlichkeit spiegelt sich auch in ihrem Stil wider. Heute trägt sie eine kapuzenbesetzte Tunika von Imitation of Christ, Wollstrumpfhosen und klobige Hogan-Boots. „Ich mag es, wie eine alte Dame auszusehen“, scherzt sie (obwohl sie eher wie eine rebellische Sherwood-Forest-Gaunerin wirkt, komplett mit diamantbesetzten Ringen an beiden Händen). Sie liebt Vintage-Schmuck, besonders „viktorianische Stücke – 15K Gold mit diesem satten Gelbton“. Ihr Geschmack ist typisch Downtown Manhattan: cool, selbstbewusst und unprätentiös. Sie liebt Barneys, weil „es schön ist, dort einzukaufen, wo man nicht trendy sein muss, sondern einfach man selbst“ (eine Haltung, die Barneys’ Stammkundschaft vielleicht überraschen würde).
Modetechnisch beginnt Johansson gerade erst, ihren mutigen, ausgefeilten Ästhetik zu entdecken. Sie tendiert zu zeitlosem Glamour, besonders für Preisverleihungen. „Ich möchte, dass mein Kleid das schönste der Welt ist“, sagt sie. „Ich möchte, dass jeder es in jeder Farbe haben will.“ Doch sie ist kein altmodisches Hollywood-Relikt – sie geht ihren eigenen Weg, mit scharfem Verstand und killer Outfits. „Ich bevorzuge Rohseide – ich stehe nicht wirklich auf Roben. Ich bin schließlich erst neunzehn. Ich mag Dinge, die cool, einzigartig und elegant sind, aber nicht auffällig. Und Sie werden mich nicht in einem dramatischen Ballerina-Outfit oder einem ‚sterbenden Schwan‘-Kostüm sehen.“
Für Events am Roten Teppich wählt sie dezente Stücke von Prada und Dolce & Gabbana: „Bei einer Premiere will man kein wandelndes Verkehrsschild sein. Man will die Leute nicht schockieren.“ Im Alltag trägt sie Vintage-Fundstücke aus ihrer Schulzeit, Marc by Marc Jacobs (das sie mehr mag als die Hauptkollektion) und alles, was ihr ins Auge fällt. Sie ist immer auf der Suche nach „langen, fließenden Oberteilen mit kurzen Ärmeln“. Ihr Stil-Vorbild? Marlene Dietrich.
Ihr Modebewusstsein ist mutig und verspielt – genau das, was man von einem Mädchen erwarten würde, das einen Mullet auswachsen lässt und die besten Jahre ihres Lebens genießt.