„Ich friere. Ich brenne“, sangen die Textzeilen von Sophie während des Finales von Niccolò Pasqualettis Show, die die ambivalenten Möglichkeiten von Kleidung weiter erkundete. Zwar froren wir gewiss nicht – mein Handy zeigte 90 Grad Fahrenheit (32°C) im labyrinthartigen Freiluftort in der Nähe des Maggio Musicale Fiorentino, sodass einige Gäste aussahen, als würden sie gleich schmelzen.

Die Kulisse passte. Die Pitti, in einer Festung beheimatet, bleibt die mächtigste Bastion der Männermode, während Pasqualettis vergangene Kollektionen auf den Zeitplänen der Damenmode erschienen. Doch seine Arbeiten verwischen oft die Grenzen zwischen diesen geschlechtsspezifischen Kategorien – am besten ließe sich das vielleicht als „themswear“ („Ihnen-Mode“) beschreiben.

Pasqualetti schert sich nicht um Pronomen (er/they), und die heutige Kollektion spiegelte diese Gelassenheit wider, mit männlichen und weiblichen Models in entspannten, grenzüberschreitenden Entwürfen. Schwere Leinen-Overalls, asymmetrisch geschnitten und mit Farbe bespritzt, interpretierten Arbeitskleidung neu, mit Raffungen an der Brust und einem dramatischen Hüftsaum.

Crop-Tops, Seiden-Shorts mit rockartigen Beinausschnitten, lasergeschnittene Wildlederwesten, Denim-Shorts mit Tüllbesatz, dekonstruierte Jacken, die zu Kitteln wurden, und Leder-Mieder schmückten männliche Models. Diese unkonventionellen Kombinationen stachen deutlicher hervor als die weiblichen Looks, obwohl Pasqualetti weniger an binären Kontrasten interessiert schien als daran, das Kleiden ganz neu zu definieren. Im Italienischen bedeutet „habito“ „ich kleide mich“ – und viele dieser Teile schienen darauf ausgelegt, progressive Träger:innen dazu anzuregen, ihre Kleidungsgewohnheiten zu überdenken.

Während Pasqualetti Modenormen dekonstruierte und neu gestaltete, würdigte er auch das handwerkliche Können hinter seinem Prozess, mit Schmuck aus recycelten Kunsthandwerksmaterialien. Zwar sind geschlechterübergreifende Designer nichts Neues, doch Pasqualetti bringt eine frische Perspektive in die Diskussion ein.