Als Thakoon Panichgul im Frühjahr 2019 sein HommeGirls-Zine vorstellte, sagte er zu Vogue: „Mode kann überwältigend wirken – ich möchte zum Instinkt zurückkehren. Der Schlüssel ist, dem treu zu bleiben, was mich begeistert.“ Sechs Jahre später hat sich HommeGirls weit über ein Zine hinaus entwickelt. Was im Herbst 2019 als Merchandise begann, das direkt an Kunden verkauft wurde, ist zu vollständigen Kollektionen und Kooperationen mit Marken wie Kith, Vans und Nike herangewachsen. Anfang 2023 gelang dem Team sogar das Unerwartete: Kylie Jenner für das Cover von Volume 9 zu gewinnen.

Während HommeGirls wächst, vergrößert sich auch sein Einfluss, doch Panichgul bleibt seiner authentischen Vision treu. Dieser Ethos spiegelt sich im ersten Ladengeschäft der Marke in der Walker Street in Chinatown wider, nur wenige Blocks vom Broadway-Büro entfernt. Der von Rafael de Cárdenas, Ltd. gestaltete, 250 Quadratmeter große Raum ist bewusst minimalistisch: ein einzelner Kleiderständer (ein funktionaler Reinigungswagen), ein italienischer Garderobenstand und raumhohe Spiegel, die einen endlosen Reflexionseffekt erzeugen. Hochglanzpolierte Marmorfliesen verweisen auf die italienische Handwerkskunst der Marke, während ein Magazin-Display die neueste Ausgabe präsentiert – nun mit Anzeigen von Prada, Chanel und Hermès sowie sieben verschiedenen Covern mit Jennie von Blackpink, Shygirl und Natasha Lyonne.

„Das ist nicht nur ein Einzelhandelsgeschäft“, erklärt Panichgul. „Es ist ein Außenposten – eine physische Manifestation dessen, wofür HommeGirls steht. Dieses Viertel ist voller Galerien, und ich gehe mit derselben Haltung heran.“

Ganz wie der Name es verspricht, feiert HommeGirls Frauen, die Männerkleidung tragen – obwohl die Designs zunächst an Männern angepasst werden. „Ich könnte alles hier tragen“, sagt Panichgul und deutet auf den Ständer mit Baumwoll-Boxershorts, Khakis mit sichtbaren Bundträgern, Trenchcoats, Anzügen und knitterfreien Popelin-Hemden. Die Ästhetik vereint Rohes mit Raffiniertem: Cropped-Shirts kontrastieren mit einem klassischen Trenchcoat, gefüttert mit tiefrotem Köperstoff, während ein Smoking-Jacket fein gepickste Satinrevers aufweist.

Dass Frauen sich männliche Schnittformen aneignen, ist nichts Neues – man denke an Dietrich und Garbo – doch es erlebt gerade ein Comeback. Aktuelle Stilratgeber der New York Times und Financial Times zum Tragen von Männerkrawatten verweisen auf Inspirationen von Saint Laurent, Ralph Lauren und den Frühjahr-2025-Shows von Emporio Armani. HommeGirls verkürzt Hemden bereits seit der Kith-Kollaboration (drei Jahre vor Miu Miu), doch Panichgul spielt jede Trendsetter-Rolle herunter. „Junge Leute unterscheiden nicht zwischen Männer- und Frauenkleidung – sie kaufen einfach, was ihnen gefällt“, sagt er.

Panichgul debütierte vor 20 Jahren bei der NYFW als ehemaliger Harper’s Bazaar-Redakteur, der zum Designer wurde. Viele Kollegen aus den mittlen 2000ern sind inzwischen von der Bildfläche verschwunden, doch er führt seine Beständigkeit auf vielfältige Erfahrungen zurück: Produktionstraining, redaktionelle Arbeit, ein BWL-Studium und über ein Jahrzehnt, in dem er seine Namensmarke entwarf.

„Man muss offen bleiben, das System testen“, reflektiert er. „Ich bin mit dem traditionellen Laufsteg-und-Einzelhandel-Modell großgeworden, doch HommeGirls dreht die Regeln um. Sobald diese Dinge standen, folgte alles andere. So machte es meine Generation, doch dann änderte sich alles radikal. Heute muss man das Chaos bewerten und darin Chancen erkennen.“ Diese Chance findet sich in der 112 Walker Street, die am Donnerstag, den 24. April, um 11 Uhr öffnet.

Hier sind einige der HommeGirls-Volume-13-Covers.
Foto: Victoria Hely-Hutchinson

*(Anmerkung: Der Text wurde in einen natürlichen, redaktionellen Stil übertragen, mit Beibehaltung der Markennamen und Modetermini im Original. Satzlängen und Absatzstruktur wurden dem Deutschen angepasst, wobei Fachbegriffe wie “pickstitched” als “gepickst” übersetzt wurden. Der Ton bleibt sachlich-elegant, wie im Modekontext üblich.)*