Alessandro Micheles Entwürfe für Valentino sprechen ihre eigene Sprache – eine Mischung aus Stilen, die mit cineastischem Flair und kühnen Verzierungen zum Leben erweckt werden. Die Handwerkskunst – zarte Schnitte, kunstvolle Details, die Kunstfertigkeit des Ateliers – wird manchmal von der Dramatik überschattet. Doch in der reduzierten Umgebung einer Resort-Präsentation, frei von Laufsteg-Theatralik, sprechen die Kleidungsstücke klar und deutlich. Einige Stücke stechen hervor, andere verblassen sanft, und wieder andere bleiben einfach still.
Aus 132 Looks eine zusammenhängende Kollektion zu machen, erfordert nicht nur Vorstellungskraft – wie Michele meiner Kollegin Sarah Mower gegenüber sagte –, sondern auch ein fast besessenes Auge für Komposition. Doch selbst seine maximalistischen Instinkte können gezügelt werden. Die Resort-Kollektion bewies, dass Michele der Versuchung widerstehen kann, zu viel zu accessoirisieren, auch wenn seine Liebe zur Theatralik stets im Hintergrund mitschwingt.
Das Lookbook zeigte Models, die auf einem makellosen, rosafarbenen Satin-bedeckten Bett lagen – keine skandalösen Untertöne, nur einfache Freuden: Haare kämmen, am Frühstück knabbern, Kreuzworträtsel lösen und höflich plaudern. Die sanfte, roséfarbene Szenerie war ein großer Kontrast zum knallroten öffentlichen Toiletten-Ambiente der Herbstshow – ein leiserer, beruhigenderer Wandel, dessen Bedeutung jedoch offen für Interpretationen bleibt. Was jedoch unverkennbar war, war die schiere Vielfalt der Kollektion, die mit Micheles typischer Elekrizität alles von Tages- bis Abendmode abdeckte.
Neue Interpretationen von Anzügen umfassten taillierte, eng geschnürte Jacken, die mit Cropped-Flares oder Bermuda-Shorts so voluminös wie Röcke kombiniert wurden. Klare schwarz-weiße Trapezformen kontrastierten mit fließenden Plissé-Kleidern in Blumen- oder Punkteprints. Abendmode strahlte eine entspannte Eleganz aus, wie ein schickes weißes Einarm-Oberteil, das mit einem schlichten schwarzen bodenlangen Rock kombiniert wurde.
Michele griff auch Valentino Garavanis ikonische Drapierungen wieder auf und präsentierte ein gerüschtes rotes Minikleid mit drapierten Ausschnitten am Oberteil. Schleifen – ein weiteres Markenzeichen Garavanis – waren überall zu finden, von Säumen bis hin zu hochhackigen Mules, wie verspielte Satzzeichen. Verzierungen reichten von Gobelin-Tapisserie-Westen mit Federn bis hin zu bestickten, mit Pailletten besetzten Showstopper, die mit gefiederten Capelets kombiniert wurden. Doch diese wurden durch dezente Abendkleider in sanften Pastelltönen oder klassischem Schwarz ausgeglichen.
Die Herrenmode reduzierte die Dekadenz und setzte stattdessen auf scharfe Schnitte mit dezenten Paspeln oder bedruckten Kanten als einzigen Schmuck – obwohl Abendlooks die Opulenz mit üppig bestickten Morgenjacken und floralen Tapisserie-Westen zurückbrachten. Models lümmelten in flauschigen Harlekin-Strickpullovern oder mit winzigen Katzen bestickten Sweatern, scheinbar in friedlichem Schlummer versunken. In einer Welt, die immer härter wird, wer würde nicht gerne in einen ruhigen Moment der Entspannung flüchten? Arrivederci.