Olivier Rousteing mag zwar noch unter 40 sein, doch er ist bereits der drittlängstdienende Creative Director ohne Gründerstatus in der Luxus-Pret-a-porter-Mode – nur übertroffen von Véronique Nichanian, die seit Ewigkeiten die Herrenmode bei Hermès prägt, und Max Maras Kraftpaket Ian Griffiths. Selbst in einer Zeit, in der die Mode ihre dramatischsten Phasen durchlebt, verleiht Rousteings Mischung aus reifer Erfahrung und jugendlicher Energie ihm eine ausgewogene, praktische Perspektive.
Aus seinem Büro heraus erklärte er: „Ein Designer muss sich weiterentwickeln, indem er sich selbst neu erfindet. Es geht nicht nur darum, dass ein Modehaus einen Designer satt hat – der Designer sollte dieselbe Unruhe verspüren, wenn er keine Grenzen verschiebt. Man bewahrt seine Kernidentität, aber man schafft völlig neue Ausdrucksformen davon.“
Bei Balmain bleibt Rousteing sowohl der Marke treu als auch der ständigen Innovation verpflichtet. Die Fotografie der Resort-Kollektion spiegelte seinen frischen Ansatz wider, während er gleichzeitig sein tiefes Branchenwissen nutzte, um kommerziellen Erfolg zu sichern.
In der Damenmode hoben pastellfarbene Bouclé-Stücke im Karomuster (die an Clueless erinnerten), schwarze Styles und kühne Farbkombinationen – einige davon exklusiv für den Showroom – hervor, dass Tweed über 20 % von Balmains Pret-a-porter-Angebot ausmacht. Ein Blumenmotiv, neu interpretiert nach einem Original von Pierre Balmain, erschien in neuen Varianten der expandierenden Handtaschenlinie, darunter die Anthem (mit Gürtelschnallen-Detail), die Sync (mit Kettenträger), die Ébène (in Croissant-Form) und die taillenbetonte Shuffle.
Während figurbetonte Strickkleider und Blumenröcke mit Schlitz zu sehen waren, verlagerte sich die Kollektion auffällig von Bodycon zu übergroßen, aufwendig geschneiderten Wollstücken – oft cropped und mit passenden Miniröcken oder Shorts kombiniert. Ein Highlight war ein voluminöser Mantel mit einem Monet-inspirierten Filzdruck, eine Hommage an Pierre Balmains künstlerisches Erbe. Keilabsatzstiefel, nun auch aus Shearling neben Leder, wurden mit Dessous-inspirierten Kleidern kombiniert, während kokonartige Kaschmirumhänge in Pfirsich- und Zitronentönen als Kleiderschrank-Essentials herausstachen.
Die Herrenmode spielte mit Kontrasten – scharfe, taillierte Schnitte gegen lässige Denim-, Leder- oder Jacquard-Sportswear. Formelle Schuhe wurden mit klobigen Sohlen und Metall-Details aufgewertet, was klassische französische Eleganz mit Streetwear-Einflüssen verband. Versteckte Perlen im Showroom umfassten Shirt- und Shorts-Sets mit Labyrinthmuster, Leder-Woll-Hybridjacken und Bouclé-Overhemden.
Wie Rousteing es ausdrückte: „Die eigentliche Frage ist immer: Was willst du anbieten? Meine Antwort entwickelt sich jede Saison weiter, aber sie beinhaltet stets, die Vergangenheit neu zu betrachten, um die Zukunft zu gestalten. Deshalb setze ich mich ständig mit Pierre Balmains ursprünglicher Vision auseinander – und finde neue Wege, diesen Dialog auszudrücken.“