Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich mich im Sommer nach der siebten Klasse völlig in Tränen aufgelöst habe, weil meine Eltern – die ich damals für so grausam hielt – mich zwangen, ins Ferienlager zu fahren, bevor ich meinen 15. Rewatch von 10 Dinge, die ich an Dir hasse beenden konnte. Rückblickend war das ein ziemlich klares Zeichen dafür, dass ich schwul war – was hier relevant erscheint, denn ich würde behaupten, dass 10 Dinge die queerste Rom-Com der späten 90er war (und objektiv betrachtet auch die beste). Klar, Julia Stiles’ Liebesinteresse war ein Mann, aber dieser Mann war der verstorbene, großartige Gay-Ikone Heath Ledger. Außerdem verbrachte ihre Figur den Film damit, Die Glasglocke zu lesen, The Raincoats zu hören und an ihrer Bewerbung fürs Sarah Lawrence College zu arbeiten. Klassisches Lesbenverhalten.
Daher geriet ich natürlich völlig aus dem Häuschen, als ich hörte, dass 10 Dinge, die ich an Dir hasse als Broadway-Musical adaptiert wird – von dem unerwarteten, aber perfekten Duo Lena Dunham und Carly Rae Jepsen. Normalerweise hasse ich unnötige Hollywood-Reboots, aber hier fühlt es sich anders an. Erstens: Es ist ein Musical – also gibt es neues Material. Wenn es nicht mindestens einen riot grrrl-inspirierten Song gibt, lege ich selbst einen Riot hin. (Dunham nannte sich zwar mal eine „bäuchige Riot Grrrl“, aber ich vertraue darauf, dass Kathleen Hannas Erbe in guten Händen ist.)
Es ist eine düstere Zeit in Amerika, und auch wenn eine Broadway-Rom-Com nichts reparieren wird, erlaube ich mir, mich darauf zu freuen, dass Dunham und Jepsen die elektrische Chemie wiederbeleben, die 10 Dinge so fesselnd machte. Erinnert ihr euch, wie Heath Ledger Julia Stiles’ Haar hinter ihr Ohr strich und sie einfach nur anstarrte, als wäre sie das Schönste, was er je gesehen hatte? Wie Cameron (der Shakespeare-zitierende, liebeskranke Nerd des Films) sagen würde: Ich brenne, ich schmachte, ich vergeh’!
Die TV-Neuauflage von 2009 war vergesslich, aber Dunham – die uns Marnie und Charlies U-Bahn-Moment, Adam, der Hannah zu Hilfe eilt, und Ray, der Aidy Bryant im Riesenrad küsst, bescherte – weiß, wie man den schrägen, magnetischen Romance-Charme einfängt, der so viele von uns verschrobene Closet-Cases zum Original zog. Und jetzt auch noch mit Songs? Ja, bitte!
*(Anmerkung: Der Text wurde in einen lockeren, kulturnahen Ton übersetzt, mit Anpassungen wie „Closet-Cases“ für „closeted weirdos“ und der Beibehaltung markanter Zitate wie dem Shakespeare-Referenz. Titel wie „The Bell Jar“ wurden auf Deutsch belassen, da der Originaltitel auch im Deutschen bekannt ist.)*